Abenteuerrückfahrt

17Dez2019

Nachdem ich ja quasi in Reykjavík festsaß, kam am Donnerstag morgen (12.12) schon das Ok nach Hause fahren zu können/dürfen.

Die Straßen waren wieder größtenteils geöffnet und nach einem kurzen Telefonat mit meiner Gastfamilie bekam ich dann grünes Licht.

Gegen 10 Uhr setzte ich mich ins Auto, fuhr als erstes in den Store, da meine Gastfamilie ja die letzten Tage im Tal festsaß und somit nicht mehr viel Essen im Haus war 😅

Danach wollte ich nur einen ganz kurzen Stopp bei meiner anderen Gastoma machen, um Geschenke abzuliefern. Daraus wurde ein Kaffe, ein Hausrundgang und ein Aufenthalt von 45 Minuten 🤦🏽‍♀️ Ich sollte echt lernen meine Klappe mal zu halten 😂😂

 

So, gegen 12 Uhr ging es dann aber wirklich los. Das Auto war komplett bepackt mit Geschenken, meinen Klamotten und dem Einkauf.

 

Das erste Stück raus aus Reykjavík war total easy, die Straßen waren frei, ab und zu kam mal eine kräftigere Windböe, was aber kein Problem war.

Kurz hinter Borgarnes ging es dann über ein Gebirge, wo die Straße noch nicht komplett frei war, der Wind stark zugenommen hatte und ich das Lenkrad teilweise richtig "festhalten" und gegenlenken musste.

Dennoch war ich überrascht, wie gut das ging und konnte mir das Schneechaos, was im Norden sein sollte, nicht richtig vorstellen.

 

Nach dem Gebirge dachte ich, dass ich das schlimmste überstanden hätte. Ich machte an einem größeren "Rastplatz" eine Pause und tankte nochmal. Dann schrieb ich meinen Eltern, dass ich in spätestens 2 Stunden zu Hause sein sollte.

 

Guter Dinge stieg ich ins Auto und fuhr wieder los.

Was mich dann erwarten würde, hatte ich mir echt nicht vorstellen können.

In einer Gruppe von ca. 6-7 Autos ging es dann hoch bis Blönduós. Es war ein einziges "Stopp and go", da ein schöner "Schneesturm" im Gange war, durch den die Sicht sagen wir mal "leicht eingeschränkt" war. Ich konnte meinen Vordermann teilweise nicht mehr sehen und wir schlichen mit 30km/h die Ringstraße entlang. Zwischendurch wurde man von Schneeverwehungen überrascht, die die Straße zu einer einzigen Tunnel-Rutsche machten 🤦🏽‍♀️😅


In Deutschland wäre die Straße wohl eher wieder geschlossen worden 😂😂 

 

So, nun war ich in Blönduós angekommen, 15:30 Uhr. Ich rief nochmal bei meiner Gastfamilie an um abzuklären, welche Straße ich am besten nehmen sollte. Die geplante Ankunftszeit von 16 Uhr war da schon unmöglich einzuhalten 😂

Mir wurde dann noch gesagt, dass ich erstmal zur ersten Farm im Tal fahren sollte, da das letzte Stück meiner Reise zur Farm hoch noch nicht freigeschaufelt war.

Also machte ich mich, etwas müde, aber voller Vorfreude nach Hause zu kommen, auf den Weg ins Tal. Normalerweise brauche ich für das Stück so 25 Minuten. Ich war nach knapp 50 Minuten bei der besagten Farm angekommen.

Kurz bevor ich ins Tal einbog, standen mal wieder Autos mit Warnblinker auf der Straße, was an sich nichts besonderes war bei dem Wetter und ich ja auch schon an sehr vielen vorbeigefahren war.

Was mich allerdings etwas verwirrte war die Person, die am Auto lehnte und ganz plötzlich wie ein Bekloppter mit Schaufel in der Hand runter auf die Felder raste, wo noch eine andere Person war.

Also stoppte ich neben dem Wagen und fragte, ob alles in Ordnung sei und ob sie Hilfe bräuchten, bei was auch immer sie da taten. Der Fahrer bedankte sich fürs nachfragen, meinte, dass keine Hilfe nötig sei und sie nur die Pferde holen würden.

 

Da war ich dann richtig verwirrt, fuhr aber weiter, weil ich natürlich auch nach Hause kommen wollte.

 

Die Einfahrt ins Tal war schon sehr interessant. Die Straße wurde "geräumt", genau so, dass ein Auto durchfahren konnte. Ein Paar Zentimeter daneben türmte sich der Schnee bestimmt 2 Meter hoch.

 

Bei der ersten Fame angekommen (dort wohnt meine Yogalehrerin) stoppte ich kurz, um abzuklären ob die Straße im Tal jetzt frei war. Aber das Handynetz war komplett tot.

Also klopfte ich und eh ich mich versah saß ich in der gemütlichen Küchen mit Kaffee und Keksen. 
Per Festnetz haben wir dann auf der Farm angerufen, das Ergebnis: das letzte Stück der Straße war noch nicht frei, ich sollte warten, bis sie sich wieder melden. 

Gesagt, getan!

Wir quatschten ein wenig und ich erzählte natürlich auch von der seltsamen Begegnung die ich hatte. Daraufhin fuhr der Ehemann mit dem Trecker los, um zu schauen, ob er nicht doch helfen konnte. So macht man das unter Nachbarn schließlich.

In der Zeit konnte ich Laptop und Handy meiner Yogalehrerin benutzen um zu Hause (in Deutschland) Bescheid zu sagen, dass alles in Ordnung sei und ich fast zu Hause wäre 😅😅

Fast...

Da der Ehemann auch nach längerer Zeit nicht zurück kam, begannen wir uns erneut etwas zu wundern. Also suchten wir Stiefel und einen Schneeanzug für mich und wollten gerade losfahren, als wir den Trecker wieder hörten.

Wir sollten schnell so viele Decken holen wie wir finden konnte, und dann hinter ihm herfahren.

Es war immer noch am schneien und am stürmen und ich war echt froh, dass der Trecker vor mir eine gute und griffige Spur zum Fahren hinterließ 😅

 

So, an der "Unfallstelle" angekommen ging dann alles extrem schnell. 
Auto abgestellt und dann im Sprint die Felder runter, die auch nur ein wenig eingeschneit waren.. den Zaun sah man kaum noch 😅 dementsprechend anstrengend war das dann auch 😬

 

Was war passiert: der Farmer hatte festgestellt, das nur noch 3 seiner 6 Fohlen auf der Weide standen. 
Ende der Geschichte: 3 Fohlen waren wohl zu schwach und hatten sich hingelegt, wurden komplett eingeschneit, sodass sie freigebuddelt werden mussten.

Als wir ankamen, war ein Fohlen leider schon tot, 2 andere lagen auf dem Boden und waren weiterhin zu schwach um aufzustehen. Wir legten die Decken und uns über sie und versuchten sie bei den -18 Grad draußen etwas warm zu halten, bis der Traktor sich den Weg auf die Felder und bis zu uns freigeschaufelt hatte.

Das dauerte natürlich eine Weile und so saßen wir im Schneesturm neben diesen Fohlen und warteten einfach. 
Als der Traktor dann endlich da war, wurde erst ein Fohlen in die Schaufel verfrachtet, festgebunden und zur Straße hoch gebracht, dort in eine andere Treckerschaufel umgeladen, da nur ein Trecker Schneeketten drauf hatte und somit runter aufs Feld fahren konnte.
Danach wurde dann auch "mein" Fohlen aufgeladen und zu einer nahegelegenen Farm in den Stall gebracht.

Bisher habe ich noch nichts gehört, aber beide sollten den Vorfall wohl überleben 🥰

 

So danach war ich dann nervlich total am Ende und traute mir nicht mehr zu, die letzten 10km bis zur Farm raufzufahren. Ich hatte ja keine Ahnung, was mich da noch erwarten würde, zumal es es immernoch am schneien und am stürmen war.

 

Glücklicherweise musste mein Gastvater an dem Abend wieder zum Schiff fahren und setzte meinen Gastopa auf dem Weg bei mir ab, der mich und das Auto dann sicher nach Hause transportierte. Die Straße im Tal war größtenteils ganz gut zu befahren und das werde ich bald wohl auch hinbekommen 😅

 

Als ich dann gegen 21Uhr endlich in der Küche saß, war ich echt glücklich und habe mich einfach nur noch aufs Bett gefreut. 

Mein Fazit: Schnee ist ja schön und gut, aber so viel und dazu so kalt und der Sturm... nein, das mag ich nicht! 😂😂

 

Kleiner Nachtrag: in der Region, in der ich lebe, werden seit dem Unwetter mehr als 100 Pferde vermisst. Das könnte ein ganz schönes Schlachtfeld geben, wenn der Schnee wieder verschwindet... da bin ich sehr froh, dass es unseren Pferden hier auf der Farm allen gut geht..